Am Donnerstagmorgen starteten wir um 07.00 Uhr am Silberkamp Richtung polnische Grenze. Gleich nach Überschreiten der Grenze bemerkten wir den Unterschied auf der Autobahn. Uno spielen war mit diesen Straßenverhältnissen nicht mehr möglich. Nach 11 Stunden kamen wir in der „Internationalen Jugendbegegnungsstätte in Oswiecim“ an. Dort bezogen wir unsere Zimmer und aßen zu Abend.
Am nächsten Morgen ging es für uns zu Fuß zum Stammlager Auschwitz. Nachdem wir die dortigen Sicherheitskontrollen passiert hatten, begann unsere Führung am Tor mit der bekannten menschenverachtenden Aufschrift „ARBEIT MACHT FREI“ durch das Lager. Es war ein bedrückendes Gefühl, als wir das Lagertor passierten, denn dort begann der eigentliche Leidensweg der Häftlinge. Danach besichtigten wir in den ehemaligen Steinbaracken verschiedene Ausstellungen. Zu Beginn berichtete uns der Guide über die Herkunft der frühen Häftlinge, die Gründe für ihre Inhaftierung und ihren Weg ins KZ Auschwitz. Besonders als wir ein Plakat betrachteten, auf dem die Zahlen der Opfergruppen dargestellt waren, wurden uns die Dimensionen des Lagers Auschwitz bewusst. In einer anderen Baracke wurden Berge von Schuhen, Brillen, Töpfen und Koffern, die einmal den Häftlingen gehört hatten und ihnen bei der Ankunft abgenommen wurden, ausgestellt. Besonders beklemmend war die Besichtigung des Kellers, in dem sich mehrerer Zellen befanden, in denen zur Zeit des KZs Auschwitz die Häftlinge durch Nahrungs- oder Platzentzug bis in den Tod gefoltert wurden. In einer der letzten Ausstellungen befand sich das „Buch der Namen“, in welchem der Großteil der Namen der jüdischen Opfer des Holocausts aufgeführt ist. Dadurch dass in dem Buch 4 Millionen Namen aufgeführt sind, ist es mehrere Meter dick.
Nach dem Mittagessen in der Jugendherberge gingen wir mit einer Mitarbeiterin des Hauses in einen der Seminarräume. Dort erzählte sie uns die Geschichte der internationalen Jugendbegegnungsstätte. Nach dem Krieg gingen einige junge Deutsche nach Polen, um dort zu helfen. In einem ihrer Erfahrungsberichte führten sie aus, dass sie sich sehr unwohl fühlten, was vor allem dadurch bedingt war, dass sie Deutsch sprachen. Durch die jungen deutschen Helfer kam die Idee eines gemeinsamen Projektes auf. Es sollte ein Ort entstehen, der die junge deutsch-polnische Freundschaft förderte und weiterleben ließ.
Nach der Entstehungsgeschichte des Hauses gingen wir in die Stadt Oswiecim. Wir erfuhren etwas über die dortige Stadtgeschichte. Da Oswiecim an einem Zufluss zur Weichsel gelegen ist, war der Ort schon seit langer Zeit besiedelt und immer wieder umkämpft. Die Stadt war über die Jahrhunderte hinweg wechselnden deutschen bzw. preußischen und polnischen Einflüssen unterlegen. Wir besichtigten einige Orte in der Stadt, die etwas von der damaligen jüdischen Gemeinde zeigen, welche vor dem Krieg 60 % der Stadtbevölkerung ausmachte. Es gab eine große Synagoge, die jedoch nicht mehr steht. Es ist nur noch ein Gedenkplatz übriggeblieben. Unsere Führung endete auf dem Marktplatz von Oswiecim.
Im Anschluss besichtigten wir das jüdische Museum der Stadt Oswiecim. Die Ausstellung dort beschäftigte sich mit dem jüdischen Leben in dem Ort vor der Herrschaft der Nazis und mit den Einzelschicksalen der Juden aus Oswiecim während und nach der NS-Zeit. Zu dem Museum gehörte ebenfalls eine wiedererrichtete kleine Synagoge.
Am Samstagmorgen fuhren wir mit Bus zum ehemaligen Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau. Schon aus einiger Entfernung konnten wir das Torhaus, welches auch Tor des Todes (engl.: „gate of death“) genannt wird, sehen. Obwohl uns das Torhaus schon bekannt war, beispielsweise aus Dokumentationen, war es dennoch ein anderes Gefühl durch es hindurchzugehen. Zu Beginn der Führung blickten wir vom Torhaus aus auf die Überreste des Lagers. Es war nur schwer vorstellbar, wie groß Auschwitz-Birkenau einmal gewesen war. Daraufhin begann unser Gang durch das Vernichtungslager. Besonders nahe gingen uns die Besichtigungen der Häftlingsbaracken. Hier erzählte uns der Guide detailliert, unter welchen Bedingungen die KZ-Häftlinge dort leben mussten und auch starben. Im Anschluss an die Baracken zeigte uns der Guide die Rampe, an der die Häftlinge mit dem Zug ankamen. Hier fand die Selektion statt, bei welcher durch die Aufseher entschieden wurde, wer von den Neuangekommenen im KZ aufgenommen wurde und wer direkt in den Gaskammern sterben würde. Dass innerhalb einer kurzen Zeit über das Leben von Menschen entschieden wurde, ist unvorstellbar. Nach dem Besuch der Ruinen, der Krematorien-Überreste und des Mahnmals beendeten wir unsere Führung in dem Haus, in dem den Häftlingen die Haare abgeschoren, ihnen Nummern eintätowiert und ihnen Häftlingskleidung ausgeteilt wurden. Im allerletzten Raum, den wir besuchten, waren drei Wände aufgestellt, an denen private Fotos von Häftlingen aus der Vorkriegszeit hingen. Auf zusätzlich angebrachten Tafeln wurden die Geschichten einzelner Familien erzählt. Vor allem die Kinderbilder berührten uns sehr.
Nach zwei ereignisreichen und eindrücklichen Tagen machten wir uns am Sonntagmorgen auf den Rückweg nach Peine.
Finja Braune
Paula Eicke